• „Green Book“ wurde vielfach gelobt und ausgezeichnet
  • Nicht alle können dem Erfolg zustimmen
  • Das sind die Kritiken

In dem Drama „Green Book“ geht es um das Leben des afroamerikanischen Pianisten Don Shirley (†86). Doch Kritiker finden, dass seine Geschichte nicht nahe genug an der Realität wiedergegeben wurde.

Das ist die Geschichte von Don Shirley

Der Pianist lebte in einer Zeit, in der Schwarze in seiner Heimat, den Vereinigten Staaten von Amerika, wie Menschen zweiter Klasse behandelt wurden. 

Don Shirley wurde am 29. Januar 1927 als Sohn jamaikanischer Einwanderer in Florida geboren. Trotz der Unterdrückung von Schwarzen schaffte er es, eine beachtliche Musikkarriere hinzulegen. 

Einen Teil seines Lebens, in dem er im Süden Amerikas Konzerte spielte und dabei von dem weißen Tony Lip (†82) als Bodyguard und Fahrer begleitet wurde, obwohl dieser auch rassistische Ansichten vertrat, wurde in dem Oscar-preisgekrönten Film „Green Book“ behandelt. 

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Gab es gar keine Freundschaft? Das ist die Kritik an „Green Book“ 

Der Film unter der Regie von Peter Farrelly war ein großer Erfolg. 2019 wurde „Green Book“ mit einem Oscar als Bester Film ausgezeichnet. Dem gegenüber erheben sich zahlreiche Stimmen, die mit dem Kassenschlager nicht ganz einverstanden sind. 

So soll es laut Don Shirleys Familie nie eine Freundschaft zwischen dem Pianisten und seinem Chauffeur gegeben haben. „Mein Bruder betrachtete Tony nie als 'Freund'. Er war ein Angestellter, sein Chauffeur [...]“, hieß es von Edwin Shirley nach der Veröffentlichung des Films. 

Nick Vallelonga ist der Drehbuchautor von „Green Book“ und gleichzeitig der Sohn von Tony Lip, dessen richtiger Name Frank Vallelonga lautete. Er versuchte mit Audioaufnahmen, die Anschuldigungen zurückzuweisen, die er für das Schreiben der Geschichte herannahm. 

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Nick Vallelonga ist der Autor von „Green Book“

„Ich vertraute ihm [Tony] bedingungslos. Sehen Sie, Tony war nicht nur mein Fahrer. Wir hatten nie eine Arbeitgeber/Arbeitnehmer-Beziehung“, lauteten demnach einst die Worte von Don Shirley.

Wäre Don Shirley wirklich gegen „Green Book“ gewesen?

Welche Position nun der Wahrheit entspricht, wird wohl nie geklärt werden. Schließlich starben Lip und Shirley beide im Jahr 2013, also fünf Jahre vor der Veröffentlichung des Films. Damit einher geht auch die nächste Kontroverse zum Film.

Der Pianist hätte angeblich nie gewollt, dass sein Leben verfilmt wird. Tony Lips Sohn soll schon Jahrzehnte zuvor mit seiner Drehbuch-Idee auf den berühmten Musiker zukommen sein und um die Erlaubnis zum Filmdreh gefragt haben. Don Shirley soll nicht zugestimmt haben, weswegen nun der Verdacht besteht, Nick Vallelonga habe absichtlich bis nach dessen Tod gewartet.

Filmkritiker beschweren sich über „Magical Negro“

Eine weitere Kritik am Film „Green Book“ ist die Erzählweise und Entwicklung der Figuren. Obwohl der Film eigentlich das Leben des schwarzen Don Shirleys behandelt, der es zu Lebzeiten schaffte, sich als Musiker in einem rassistischen Land einen Namen zu machen, schleicht sich das Leben von Tony Lip in den Vordergrund.

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Filmkritiker werfen „Green Book“ „Magical Negro“ vor

Die Darstellung, dass er seine rassistische Denkweise dank der Freundschaft zu dem Pianisten überwindet, ist letztendlich die Essenz des Films. Autorin Tambay Obenson unterstellt dem erfolgreichen Drama dadurch ein „Magical-Negro-Problem“. Damit ist die Inszenierung einer schwarzen Figur gemeint, die einem Weißen zur Selbsterkenntnis und positiven Entwicklung verhilft und dadurch selbst in den Hintergrund rückt. 

Kritiker dieser Auffassung wurden dadurch auch noch bestärkt, dass „Tony Lip“-Darsteller
Viggo Mortensen für „Green Book“ als Bester Hauptdarsteller nominiert wurde und „Don Shirley“-Darsteller Mahershala Ali als Bester Nebendarsteller ausgezeichnet wurde, obwohl es doch eben um das Leben des Pianisten gehen sollte.